Farbenfrohe Lasur: Gestaltung in der Schule Ilmar Barg

Lasur: Geht doch!

Jahrelang war es bei Architekten verpönt, Wände zu lasieren. Jeder dachte gleich an eine misslungene Wischtechnik. Ende des Jahres 2016 gab die Stadt Winsen mit dem Architekten Schmidt-Wenzel und das Büro Bosse Westphal + Schäfer für die neue Oberschule am Ilmer Barg lasierte Wände bei uns in Auftrag.

Wer sind unsere Kunden?

Das noch nüchtern wirkende neue Gebäude sollte eine wohnliche Atmosphäre erhalten. Hans Vey und ich machten zunächst ein Farbkonzept, bei dem sich die Frage stellte, wer sind unsere Kunden? Da wir dem Farbgeschmack von Kindern und Jugendlichen entgegen kommen wollten, entschieden wir uns für kräftige Farben, die zugleich zu dem Farbkonzept der Außenfassade passen sollte. Im Januar 2017 ging es dann los. Das Artrium erhielt ein leuchtendes Maigrün, hinzukamen Orange, Violett, Petrol und Pink. In vielen Arbeitsschritten wurde Farbschicht über Farbschicht lasiert bis eine gewolkte vielfarbige Fläche, ein sogenannter Farbraum, entstand.

Farbe als Raum.

Die räumliche Wirkung von Farbe hat mich schon als angehende Malerin fasziniert. Auf zweidimensionalen Bildern suggerieren Farben unterschiedliche räumliche Entfernungen. Wir kennen es von Landschaftsbildern, dass die Farb- und Tonwerte zum Hintergrund hin blasser, gebrochener und kälter erscheinen, während sich die warmen, plakativen Farbtöne in den Vordergrund zu drängen scheinen. Das gilt auch für die Varianten einer Farbe, zum Beispiel tritt das warme Zinnoberrot optisch hervor, während das kühlere Karminrot zurücktritt. Wenn ich warme und kalte Farben als Farbschichten einer Farbfläche kombiniere, entsteht zwischen den Farbschichten eine Räumlichkeit, die die Farbfläche luftig und lebendig erscheinen lässt.

Besonders freute mich, als ich bei einem Gespräch mit dem Architekten erfuhr, dass auch nach einem Jahr die Wände frei von Graffiti waren. Offensichtlich wurden die Wände von den Schülern als Gestaltung wahrgenommen, die geachtet wurde.